Teilen auf Facebook   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Scheunenprojekt auf dem Pfarrgelände in Sülstorf

Sülstorf, den 29.07.2017

Rastower Schüler beim Scheunenprojekt der Kirchgemeinde Pampow-Sülstorf dabei

 

 

Vertreter der Gemeinde Sülstorf waren sichtbar vom Arbeitseinsatz der Neuntklässler der Rastower Regionalschule Dr. Ernst Alban beeindruckt. Am Projekttag vor dem Schuljahresende halfen die Jugendlichen beim Entkernen der kleinen Scheune neben dem Pfarrhaus in Sülstorf und entfernten alte Platten von den Wänden, die alten Fußbodenziegel und trugen Steine und Dachziegel aus den Räumen. Schnell waren die Container gefüllt und die Paletten bestückt. Es war nicht der erste Arbeitseinsatz der Klasse, schon bei der Neugestaltung der Gedenkstätte Sülstorf 2014 hatte die Projektgruppe Regionalgeschichte mit der Lehrerin Christiane Pioch geholfen und die alten Wegeplatten weggeräumt. Das ist Geschichte zum Anfassen...

In diesem Jahr sind sie beim Scheunenprojekt der Kirchgemeinde Pampow - Sülstorf dabei. Die Kirchgemeinde startete mit Unterstützung der LAG SüdWestMecklenburg ein LEADER -Projekt zur Stärkung des ländlichen Raums und restauriert die kleine Scheune des historischen Pfarrhofes in Sülstorf. Sie wird zu einem touristischen Ziel sowie zu einem

kulturellen Lern- und Denkort ausgebaut. Es wird ab November 2017 die Möglichkeit geschaffen, u. a. Filme aufzuführen und eine Ausstellung zur Geschichte des KZ - Zuges von Sülstorf zu zeigen. In Zusammenarbeit mit den Mahn und Gedenkstätten Woebbelin wird eine Sonderausstellung zum Räumungstransport aus dem KZ Beendorf bei Helmstedt erarbeitet. Der Zug mit über 4000 KZ - Häftlingen stand drei Tage, vom 13. bis zum 15. April 1945, auf einem Nebengleis des Bahnhofes Sülstorf. In diesen drei Tagen starben mehr als 300 Menschen, sie verhungerten und viele wurden in Gewaltexzessen in den Nächten von SS und Kapos totgeschlagen. Bereits 1947 entdeckte man 5 Massengräber mit 53 Leichen, ein Ehrenfriedhof wurde angelegt. Seit 1951 gibt es an dieser Stelle eine Gedenkstätte.

Da die männlichen KZ- Häftlinge in das KZ Wöbbelin deportiert wurden, leisten die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin die Forschungsarbeit auch zu diesem Räumungstransport aus dem Außenlager des KZ Neuengamme. Außerdem unterstützen die Mitarbeiterinnen den Projektkurs Regionalgeschichte und die Projekttage der Rastower Schüler. Zeitzeugenberichte und Materialien für die Bildungsarbeit mit den Ausstellungstafeln werden zur Verfügung gestellt. Mit den Jugendlichen wird im neuen Schuljahr insbesondere an Biografien gearbeitet, die exemplarisch Eindrücke von den geschichtlichen Ereignissen vermitteln. Den Opfern eine Stimme, ein Gesicht zu geben ist das Ziel. Auszüge aus Erinnerungsberichten werden gezeigt sowie auch Materialien der polnischen und niederländischen Überlebenden, die in den vergangenen Jahren die Mahn- und Gedenkstätten besuchten und deren Interviews aufgezeichnet wurden.

Das Projekt mit der Rastower Schule wird über das Bundesprogramm Demokratie leben unterstützt und ermöglicht auch die Begegnung mit Zeitzeugen aus der Region, die als Kinder die Ereignisse am Bahnhof in Sülstorf im April 1945 hautnah miterlebt haben.

 

 

Wöbbelin, den 29. Juli 2017 Ramona Ramsenthaler

Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten

 

Bild zur Meldung: nach dem Arbeitseinsatz